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Parodontitis-Früherkennung

Parodontitis ist eine der verbreitetsten Volkserkrankungen – insbesondere ab dem 35. Lebensjahr ist eine hohe Wachsamkeit geboten, um Zahnverluste und gefährliche Gesundheitsfolgen zu vermeiden. Mit einer guten Parodontitis-Früherkennung beim Zahnarzt lassen sich Gebissschäden durch Parodontitis weitestgehend vermeiden.

Inhaltsverzeichnis

» Was genau ist Parodontitis?
» Die Erkrankung nicht unterschätzen
» Welche Symptome treten auf?
» Was genau passiert?
» Gesundheitliche Folgen möglich
» Zusammenhang mit anderen Erkrankungen
» Vorbeugung und Früherkennung
» Der aMMP-8-Test
» Der PSI-Index

Kurz: Was ist Parodontitis?

Parodontitis ist eine bakterielle Erkrankung, die den Zahnhalteapparat betrifft. Für das geschulte Auge des Zahnarztes gut erkennbar, beginnt die über einen langen Zeitraum schmerzfreie Entzündung des Parodontiums mit leichten Veränderungen des Zahnfleisches. In fortgeschrittenem Verlauf reagiert die Immunabwehr des Körpers mit der Zerstörung des körpereigenen Knochens, was letztlich mit Zahnlockerung und Zahnverlust endet.

Zahlreichen Studien und Erhebungen zufolge erkrankt mindestens jeder zweite Erwachsene parodontal, wovon im Durchschnitt sogar mehr als zwei Zähne betroffen sind. Wird Parodontitis erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, gehen bei etwa einem Drittel der Patienten trotz Einleitung einer Parodontitis-Therapie innerhalb von vier Jahren Zähne verloren. Eine zuverlässige Parodontitis-Früherkennung lohnt sich also in der Regel.

Das gilt insbesondere dann, wenn einer oder mehrere Risikofaktoren zutreffen. Dazu gehören unter anderem:

  • Rauchen
  • Einnahme bestimmter Medikamente
  • Stress
  • Schlechte Mundhygiene
  • Hormonelle Veränderungen (Schwangerschaft oder Pubertät)
  • Übergewicht
  • Grunderkrankungen (beispielsweise Diabetes)

Keine Bagatellerkrankung

Da sich das Zahnfleisch mit zunehmendem Alter ohnehin entzündungsfrei zurückbildet (Parodontose), wird Parodontitis leider oftmals unterschätzt und erste Anzeichen ignoriert. Die Bedeutung der zunächst schmerzlosen Krankheit und der direkte Zusammenhang mit Diabetes, Pneumonien, Herz-Kreislauf-Problemen, Frühgeburten und vielen weiteren Erkrankungen wurde auch seitens der Zahnmediziner lange unterschätzt.

Da sich die Erkenntnis der zahlreichen allgemeingesundheitlichen Folgen einer Entzündung im Zahnhalteapparat zunehmend durchsetzt, wird der Parodontitis-Früherkennung mittlerweile deutlich mehr Aufmerksamkeit gewidmet. Mittlerweile wird bereits bei einer Zahnfleischtaschentiefe von 1 - 2 Millimetern eine behandlungsbedürftige Parodontitis diagnostiziert.

Welche Symptome treten bei Parodontitis auf?

Achten Sie stets auf den Zustand Ihres Zahnfleisches: Starke Rötungen, Schwellungen, Rückbildungen und Blutungen sind ein deutlicher Hinweis auf Parodontitis. Führt eine von Zahnbelägen ausgehende bakterielle Entzündung des Zahnfleisches (Gingivitis) zur Ausbildung von Zahnfleischtaschen, können sich die schädlichen Bakterien von dort aus zügig in den parodontalen Tiefenbereich hinein ausbreiten.

Schmerzen entstehen in der Regel weder bei der Gingivitis noch im Anfangsstadium der Parodontitis, sodass die Symptome oftmals nicht bemerkt oder zumindest unterschätzt werden. Viele Menschen haben bereits Parodontitis, ohne es zu wissen. Bleibt die Entzündung im Zahnhalteapparat unbehandelt, vertiefen sich die Zahnfleischtaschen zunehmend, sodass schließlich Zähne ausfallen und auch der Kieferknochen angegriffen wird.

Was genau passiert bei Parodontitis?

Eine Entzündung im Mund löst eine ganze Kaskade körperlicher Reaktionen aus. An deren Ende steht die Bildung der sogenannten Matrix-Metalloprotease 8 (aMMP-8). Diese zerstört die Kollagenfasern und bewirkt somit den Gewebeabbau im Zahnhalteapparat. Schließlich lockern sich die Zähne und drohen auszufallen. Wenn die sogenannte mukosale Barriere durchbrochen wird, kann die Erkrankung auch in weit entfernten Körperbereiche Symptome hervorrufen. Eine Parodontitis-Früherkennung kann somit auch der Allgemeingesundheit sehr zugute kommen und aufwendige kostspielige Behandlungen vermeiden.

Vielfältige gesundheitliche Folgen möglich

Parodontitis-Bakterien können sich im gesamten Organismus ausbreiten und vielfältige Beschwerden verursachen. Besondere Vorsicht ist unter anderem bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Schwangerschaften geboten! Viele Zahnärzte bieten mittlerweile eine unkomplizierte Speichelanalyse zur Parodontitis-Früherkennung (aMMP-8-Test) an.

Zusammenhang mit anderen Erkrankungen

Zusammenhänge zwischen Parodontitis und der allgemeinen Gesundheit bestehen unter anderem hinsichtlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfallrisiko und Diabetes mellitus. Auch eine erhöhte Gefahr von Frühgeburten und niedrigem Geburtsgewicht bei Schwangerschaften ist statistisch belegt. Mit dem aMMP-8-Test ist eine Risikobeurteilung für die Entwicklung systemischer gesundheitlicher Komplikationen möglich. Je höher der aMMP-8-Wert in der Zahntasche ist, desto wahrscheinlicher sind systemische Erkrankungen.

Ein erhöhter aMMP-8-Spiegel in der Zahntasche wurde auch bei Patienten mit rheumatoider Arthritis gefunden. In der Gelenkflüssigkeit besteht ein stark erhöhter aMMP-8-Spiegel, da aMMP-8 am Abbau des Gelenkknorpels ursächlich beteiligt ist. Der Zusammenhang zu Frühgeburten bei Schwangeren ist damit zu erklären, dass aMMP-8 in der Fruchtblase die Aufgabe hat, Kollagenfasern aufzulösen, um letztlich den Geburtsvorgang einzuleiten. Nicht von ungefähr haben spezialisierte Fertilisationskliniken bereits sehr früh die Sinnhaftigkeit einer Parodontitis-Früherkennung erkannt.

Vorbeugung und Möglichkeiten der Parodontitis-Früherkennung

Der erste Schritt zur Parodontitis-Vorbeugung ist gründliches Zähneputzen. Entscheidend ist es, hierbei auch die Zahnzwischenräume einzubeziehen, an die man mit normalen Zahnbürsten nur schwer herankommt. Zahnseide und spezielle Zahnzwischenraumbürsten verhindern Zahnbelag in diesen Bereichen. Mit zunehmendem Alter wird das Zahnfleisch instabiler, sodass man dieses nicht zu feste mit der Zahnbürste bearbeiten sollte. Bei auffälligen Veränderungen wie Blutungen sollte man sicherheitshalber einen Termin beim Zahnarzt vereinbaren.

Um Parodontitis möglichst frühzeitig zu erkennen, sollten die beiden kostenlosen Untersuchungstermine pro Jahr beim Zahnarzt wahrgenommen werden. Zudem kann es sehr hilfreich sein, regelmäßig eine Professionelle Zahnreinigung (PZR) in Anspruch zu nehmen, bei welcher der Zahnarzt sämtlichen Zahnbelag vollständig entfernt. Besondere Mundgesundheitszahncremes und Spülungen gegen mikrobiellen Befall können Parodontitis im Frühstadium, bevor die ersten Symptome sichtbar werden, entgegenwirken.

Parodontitis-Früherkennung mit dem aMMp-8-Test

Mit einem aMMp-8-Test lässt sich eine erhöhte Konzentration an aktiver Matrix-Metallproteinase-8 im Speichel nachweisen. Dieses Enzym wird von körpereigenen Immunzellen gebildet, sobald Infektionsherde wie die entstehende Parodontitis bekämpft werden sollen. Es dringt sogar durch die besonders dichten Kollagenfasern im Zahnhalteapparat. Eine erhöhte Konzentration deutet stark auf Parodontitis hin.

Aufgrund der starken statistischen Korrelation zwischen Parodontitis und Frühgeburten wird der aMMp-8-Test nicht nur von Zahnärzten, sondern auch von vielen Gynäkologen und Geburtsklinken angeboten. Nicht nur im Falle von Kinderwunsch bzw. Schwangerschaft, auch bei zahlreichen allgemeingesundheitlichen Aspekten wie dem Tumor-Risiko ist der aMMp-8-Test hilfreich.

Nach erfolgreicher Parodontitis-Früherkennung beim Zahnarzt kann eine unkomplizierte zahnärztliche Therapie verhindern, dass sich schädliche orale Bakterien im Körper ausbreiten und dort Schaden anrichten. Der unkomplizierte Speicheltest kann in der Zahnarztpraxis innerhalb von drei Minuten durchgeführt und dokumentiert werden. Diese moderne Form der Parodontitis-Früherkennung ist schmerzfrei und kostengünstig.

Der PSI-Index

Wenn das Zahnfleisch schnell anfängt zu bluten, stark anschwillt, dunkelrot wird oder sich zurückbildet, deutet dies stark auf eine fortschreitende Parodontitis hin! Ob sich bereits zu tiefe Zahnfleischtaschen am Rand der Zahnhälse gebildet haben, erkennt der Zahnarzt, indem er das Zahnfleisch mit einer sogenannten WHO-Sonde untersucht. Hierbei ermittelt er den PSI-Wert (Parodontaler Screening-Index), um das Ausmaß der Symptome einzuordnen.

Die PSI-Skala umfasst Werte von 0 bis 4:

  • PSI-Wert 0: Keine Entzündung
  • PSI-Wert 1: Blutung bei vorsichtigem Sondieren
  • PSI-Wert 2: Plaque ist bereits unterhalb des Zahnfleischsaums vorhanden
  • PSI-Wert 3: Zahnfleischtaschen zwischen 3,5 und 5,5 mm
  • PSI-Wert 4: Zahnfleischtaschen > 5,5 mm

Der PSI-Index ist ein grundlegend wichtiger Parameter für die Planung der Parodontitis-Therapie.

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Zuletzt aktualisiert am: 07.11.2024
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